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aber ich hatte nur eine halbe Freude, denn es war nicht alles in Ordnung, und ich wußte nicht
ganz sicher, ob ich nicht doch am falschen Ort und gar nicht in der Heimat sei. Manche Ecke
war ganz, wie es sein sollte, und ich kannte sie sofort wieder, aber viele Häuser waren fremd
und ungewohnt, auch fand ich die Brücke und den Weg zum Marktplatz nicht und kam statt
dessen an einem unbekannten Garten und an einer Kirche vorbei, die war wie in Köln oder in
Basel, mit zwei großen Türmen. Unsre Kirche daheim aber hat keine Türme gehabt, sondern
nur einen kurzen Stumpen mit einem Notdach, weil sie früher sich verbaut haben und den
Turm nicht fertig machen konnten.
So war es auch mit den Leuten. Manche, die ich von weitem sah, waren mir ganz wohlbe-
kannt, ich wußte ihre Namen und hatte sie schon im Mund, um sie damit anzurufen. Aber die
einen gingen vorher in ein Haus oder in eine Seitengasse und waren fort, und wenn einer nä-
herkam und an mir vorbeiging, verwandelte er sich und wurde fremd; aber wenn er vorüber
und wieder weiter weg war, meinte ich im Nachsehen, er sei es doch und ich müsse ihn ken-
nen. Ich sah auch ein paar Weiber vor einem Laden beieinander stehen, und eine davon,
schien mir s, war sogar meine verstorbene Tante; aber wie ich zu ihnen gehe, kenne ich sie
wieder nimmer und höre auch, daß sie eine ganz fremde Mundart reden, die ich kaum verste-
hen kann.
Schließlich dachte ich: Wenn ich nur wieder aus der Stadt draußen wäre, sie ist s und ist s
doch nicht. Doch lief ich immer wieder auf ein bekanntes Haus zu oder einem bekannten Ge-
sicht entgegen, die mich alle auch wieder für Narren hatten. Dabei wurde ich nicht zornig und
verdrießlich, sondern nur traurig und voller Angst; ich wollte ein Gebet hersagen und besann
mich mit aller Kraft, aber es fielen mir nichts als unnütze, dumme Redensarten ein zum Bei-
spiel : Sehr geehrter Herr9 und : Unter den obwaltenden Umständen9 und die sagte ich ver-
wirrt und traurig vor mich hin.
Das ging, schien mir, ein paar Stunden lang so weiter, bis ich ganz warm und müd war und
völlig willenlos immer weiterstolperte. Es war schon Abend, und ich nahm mir vor, den
nächsten Menschen nach der Herberge oder nach der Landstraße zu fragen, aber ich konnte
keinen anreden, und alle gingen an mir vorbei, wie wenn ich Luft wäre. Bald hätte ich vor
Müdigkeit und Verzweiflung geweint.
Da auf einmal ging es wieder um eine Ecke, und da sah ich unsere alte Gasse vor mir liegen,
ein wenig gemodelt und verziert zwar, aber das störte mich jetzt nimmer viel. Ich ging darauf
los und kannte ein Haus ums andere trotz der Traumschnörkel deutlich wieder, und endlich
auch unser altes väterliches Haus. Es war ebenfalls übernatürlich hoch, sonst aber fast ganz
wie in alten Zeiten, und die Freude und Aufregung lief mir wie ein Grausen den Rücken hin-
auf.
Unter dem Tor aber stand meine erste Liebste, die hat Henriette geheißen. Nur sah sie größer
und etwas anders aus als früher, war aber nur noch schöner geworden. Im Näherkommen sah
ich sogar, daß ihre Schönheit wie ein Wunderwerk war und ganz engelhaft erschien, doch
merkte ich nun auch, daß sie hellblond war und nicht braun wie die Henriette, und doch war
sie es auf und nieder, wenn auch verklärt.
: Henriette!9 rief ich hinüber und zog den Hut ab, weil sie so fein und herrlich aussah, daß ich
nicht wußte, ob sie mich noch werde kennen wollen.
Sie drehte sich ganz herum und sah mir in die Augen. Aber wie sie mir so ins Auge sieht,
mußte ich mich verwundern und schämen, denn es war gar nicht die, für die ich sie angespro-
chen hatte, sondern es war die Lisabeth, meine zweite Liebste, mit der ich lange gegangen
war.
: Lisabeth!9 rief ich also jetzt, und streckte ihr die Hand hin.
Sie sah mich an, das ging bis ins Herz, wie wenn Gott einen anschauen würde, nicht streng
und etwa hochmütig, sondern ganz ruhig und klar, aber so geistig und überlegen, daß ich mir
wie ein Hund vorkam. Und sie wurde im Anschauen ernst und traurig, dann schüttelte sie den
Kopf wie auf eine vorlaute Frage, nahm auch meine Hand nicht an, sondern ging ins Haus
zurück und zog das Tor still hinter sich zu. Ich hörte noch das Schloß einschnappen.
Da kehrte ich um und ging fort, und obschon ich vor Tränen und Leidwesen kaum aus den
Augen sah, war es doch merkwürdig, wie die Stadt sich wieder verwandelt hatte. Es war jetzt
nämlich jede Gasse und jedes Haus und alles genau wie in früherer Zeit und das Unwesen
ganz verschwunden. Die Giebel waren nicht mehr so hoch und hatten die alten Farben, die
Leute waren es wirklich und schauten mich froh und verwundert an, wenn sie mich wieder
kannten, auch riefen manche mich mit meinem Namen an. Aber ich konnte keine Antwort
geben und auch nicht stehen bleiben. Statt dessen lief ich mit aller Macht den wohlbekannten
Weg über die Brücke und vor die Stadt hinaus und sah alles nur aus nassen Augen vor Her-
zweh. Ich wußte nicht warum, mir schien nur, es sei hier für mich alles verloren und ich müs-
se in Schande fortlaufen.
Dann, wie ich vor der Stadt draußen unter den Pappeln war und ein wenig anhalten mußte,
fiel mir s erst ein, daß ich daheim und vor unserem Haus gewesen sei und an Vater und Mut-
ter, Geschwister und Freunde und alles mit keinem Gedanken gedacht habe. Es war eine
Verwirrung, Kümmernis und Scham in meinem Herzen wie noch niemals. Aber ich konnte
nicht umkehren und alles gutmachen, denn der Traum war aus, und ich wurde wach.«
Knulp sagte: »Ein jeder Mensch hat seine Seele, die kann er mit keiner anderen vermischen.
Zwei Menschen können zueinander gehen, sie können miteinander reden und nah beieinander
sein. Aber ihre Seelen sind wie Blumen, jede an ihrem Ort angewurzelt, und keine kann zu
der andern kommen, sonst müßte sie ihre Wurzel verlassen, und das kann sie eben nicht. Die
Blumen schicken ihren Duft und ihren Samen aus, weil sie gern zueinander möchten; aber daß
ein Same an seine rechte Stelle kommt, dazu kann die Blume nichts tun, das tut der Wind, und
der kommt her und geht hin, wie und wo er will.«
Und später: »Der Traum, den ich dir erzählt habe, hat vielleicht die gleiche Bedeutung. Ich
habe weder der Henriette mit Wissen unrecht getan noch der Lisabeth. Aber durch das, daß
ich beide einmal liebgehabt und zu eigen habe nehmen wollen, sind sie für mich zu einer sol-
chen Traumgestalt geworden, die beiden ähnlich sieht und doch keine ist. Die Gestalt gehört
mir eigen, aber sie ist nichts Lebendiges mehr. So habe ich auch oft über meine Eltern nach-
denken müssen. Die meinen, ich sei ihr Kind und ich sei wie sie. Aber wenn ich sie auch lie-
ben muß, bin ich doch ihnen ein fremder Mensch, den sie nicht verstehen können. Und das,
was die Hauptsache an mir und vielleicht gerade meine Seele ist, das finden sie nebensächlich
und schreiben es meiner Jugend oder Laune zu. Dabei haben sie mich gern und täten mir gern
alles Liebe. Ein Vater kann seinem Kind die Nase und die Augen und sogar den Verstand zum
Erbe mitgeben, aber nicht die Seele. Die ist in jedem Menschen neu.«
Ich hatte nichts dazu zu sagen, da ich diese Gedankenwege damals noch nicht, wenigstens
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