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tig ist, nicht zweifelhaft. Wird nicht eine Frau allen
schrecklichsten Ängsten preisgegeben, wenn sie denken
muß, daß ihr Leben von der mehr oder weniger großen
Aufrichtigkeit, Kraft, Ausdauer abhängt, mit denen ihr
Liebhaber an seinen Wünschen festhält? Es ist einer
Frau, einer Gattin, einer Mutter unmöglich, sich der Lie-
be eines jungen Mannes zu erwehren; das einzige, was in
ihrer Macht steht, ist, ihn von dem Augenblick an, wo sie
das Geheimnis des Herzens errät und eine Frau errät es
immer , nicht mehr zu sehen. Aber ein solcher
Entschluß scheint zu entscheidend, als daß er einer Frau
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in einem Alter zugetraut werden könnte, wo die Ehe
drückt, ermüdet, zur Last fällt, wo die eheliche Neigung
kaum noch lau zu nennen ist, wenn sich nicht gar der
Mann schon von ihr abgewandt hat. Sind die Frauen häß-
lich, so schmeichelt ihnen eine Liebe, die sie schön
macht; sind sie jung und reizvoll, so muß die Verführung
ihren eigenen Verführungskünsten ebenbürtig sein und
ist dann unwiderstehlich; sind sie tugendhaft, so bringt
ein erdenfrommes Gefühl sie dazu, gerade in der Größe
der Opfer, die sie ihrem Geliebten bringen, und der Glo-
rie, die sie in diesem schweren Kampf erringen, ihre
Rechtfertigung zu finden. Alles ist ein Fallstrick. Und so
ist gegen so starke Versuchung keine Lehre stark genug.
Die strenge Einschließung, die der Frau in Griechenland
und im Orient geboten war und die jetzt in England
Mode wird, ist für die häusliche Moral die einzige
Schutzwehr; aber die Lustbarkeiten der Welt gehen unter
der Herrschaft dieses Systems zugrunde: Gesellschaft,
Umgangsformen, Eleganz des guten Tones sind alsdann
nicht mehr möglich. Die Völker haben zu wählen.
Einige Monate nachdem Madame D Aiglemont Vande-
nesse kennengelernt hatte, fand sie denn also ihr Leben
mit dem dieses jungen Mannes aufs engste verknüpft;
ohne allzu verwirrt zu sein, ja sogar mit einem gewissen
Vergnügen, staunte sie, daß sie seinen Geschmack und
seine Gedanken teilte. Hatte sie das Gedankenleben Van-
denesses angenommen, oder hatte sich Vandenesse all
ihren Hinfällen angepaßt? Sie grübelte nicht darüber. Die
wunderbare Frau war schon vom Strudel der Leiden-
schaft ergriffen und redete sich immer noch mit der irre-
führenden Gutgläubigkeit der Angst ein: : O nein! Ich
will dem treu bleiben, der für mich gestorben ist.9
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Pascal hat gesagt: : An Gott zweifeln heißt an ihn glau-
ben.9 Ebenso wehrt sich eine Frau nur, wenn sie gefangen
ist. An dem Tage, an dem die Marquise sich eingestand,
daß sie geliebt wurde, schwankte sie zwischen tausend
widerstreitenden Empfindungen. Die abergläubischen
Ängste der Erfahrung wollten sich einmischen. Würde
sie glücklich sein? Konnte sie das Glück außerhalb der
Gesetze finden, auf die die Gesellschaft, zu Recht oder
Unrecht, ihre Moral gegründet hat? Bisher hatte ihr das
Leben nur Bitternis zu kosten gegeben. Konnten die
Bande, die zwei Wesen vereinten, zwischen denen die
Konventionen der Gesellschaft eine Schranke errichteten,
glücklich verknotet werden? Jedoch, kann das Glück je
zu teuer erkauft werden? Vielleicht, daß sie endlich das
Glück fände, das sie so glühend gewollt hatte, nach dem
zu suchen doch auch so natürlich ist! Die Neugier ver-
ficht immer die Sache der Liebenden. Gerade als die
Marquise sich diesen geheimen Betrachtungen hingab,
trat Vandenesse ein. In seiner Gegenwart versank der
metaphysische Spuk der Vernunft. Wenn ein Gefühl bei
einem jungen Mann und bei einer Frau von dreißig Jah-
ren in gleicher Heftigkeit ununterbrochen aufeinander-
folgende Wandlungen durchläuft, so kommt immer ein
Augenblick, wo Gründe und Gegengründe sich in einer
einzigen, letzten Erwägung aufheben, die in einen
Wunsch mündet und diesen untermauert. Je länger der
Widerstand währte, desto mächtiger ist dann die Stimme
der Liebe. Hier hört denn also der Unterricht oder, besser
gesagt, die Studie am : Muskelmodell9 auf, wenn es einer
Geschichte, die die Gefahren und den Mechanismus der
Liebe mehr erklären als malen will, erlaubt ist, der Male-
rei einen ihrer bildhaftesten Ausdrücke zu entlehnen.
Von diesem Augenblick an trug jeder Tag dem Skelett
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neue Farben auf, bekleidete es mit den Reizen der Ju-
gend, umgab es wieder mit Fleisch und Blut, belebte sei-
ne Bewegungen, lieh ihm den Glanz, die Schönheit, den
Zauber der Empfindung und die Reize des Lebens.
Charles fand Madame d'Aiglemont nachdenklich; und als
er sie in dem eindringlichen Ton, der die süßen Zauber-
kräfte des Herzens so überzeugend macht, fragte: »Was
haben Sie?«, hütete sie sich zu antworten. Diese köstliche
Frage sprach von einem völligen Einklang der Seelen,
und die Marquise wußte mit dem wunderbaren Instinkt
des Weibes, daß Klagen oder Aussprechen ihres Leides
ein gewisses Entgegenkommen gewesen wäre. Wenn
schon jedes Wort eine Bedeutung hatte, die sie alle beide
verstanden, welchem Abgrund schritt sie entgegen? Sie
las klar und scharf in ihrem eigenen Innern und schwieg.
Auch Vandenesse sprach kein Wort.
»Ich bin leidend«, begann sie endlich. Die Bedeutung des
Augenblicks, in dem die Sprache der Augen ein völliger
Ersatz für die Ohnmacht der Rede war, machte ihr bange.
»Madame«, erwiderte Charles mit zärtlicher, aber heftig
bewegter Stimme, »Seele und Leib, alles hängt zusam-
men. Wenn Sie glücklich wären, wären Sie jung und blü-
hend. Warum lehnen Sie es ab, von der Liebe all das zu
begehren, was die Liebe Ihnen geraubt hat? Sie halten
das Leben in einem Augenblick für beschlossen, wo es
für Sie erst beginnt. Vertrauen Sie sich der Obhut eines
Freundes an. Es ist so süß, geliebt zu werden!«
»Ich bin schon alt«, versetzte sie, »nichts könnte mich
also entschuldigen, daß ich nicht so fortfahre zu leiden,
wie ich gelitten habe. Überdies, Sie sagen, man muß lie-
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ben! Ich aber muß nicht, und ich kann nicht! Außer Ih-
nen, dessen Freundschaft meinem armen Leben ein biß-
chen guttut, gefällt mir kein Mensch, und keiner könnte
meine Erinnerungen auslöschen. Ich nehme den Freund
an, ich will keinen Liebhaber. Wäre es edelmütig von
mir, ein welkes Herz für ein junges zum Tausch zu ge-
ben, Illusionen zu empfangen, die ich nicht teilen kann,
ein Glück zu erzeugen, an das ich nicht glauben möchte
oder das zu verlieren ich zitterte? Vielleicht, daß ich sei-
ne Hingabe nur mit Egoismus erwidern könnte; daß ich
kühl erwöge, wo er glühte; meine Erinnerungen würden
die Lebhaftigkeit seiner Wünsche kränken. Nein, sehen
Sie, für eine erste Liebe gibt es keinen Ersatz. Schließ-
lich, welcher Mann wollte mein Herz um diesen Preis?«
Diese Worte, in denen eine furchtbare Koketterie lag,
waren die letzte Verteidigung der Klugheit.
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